Wovon träumen Schützen?
Vom Frieden, vom Ende des Krieges – davon träumen Schützen, zumindest erträumt sich dies der namenlose Fallschirmspringer in Pink Floyds 1983 veröffentlichtem Song »The Gunner’s Dream«, den Roger Waters nun als vierte »Quarantäne-Version« eines Pink-Floyd-Songs vorlegt. Die lose, noch überschaubare Serie der Lockdown Sessions begann am 17. Mai 2020 mit dem Song »Mother«, der 1979 auf The Wall erschienen ist. Waters’ kommentierte diese Version mit den Worten: »Soziale Distanzierung ist ein notwendiges Übel in der Covid-Welt. ›Mother‹ zu sehen, erinnert mich daran, wie unersetzlich die Freude ist, in einer Band zu sein.« Darauf folgte am 23. Juni 2020 »Two Suns in the Sunset« und schließlich am 6. August »Vera / Bring the Boys Back Home«. Und nun, nach einer Pause von fünf Monaten, »The Gunner’s Dream«:
In meiner Besprechung des Albums The Final Cut zu dessen 30. Jubiläum am 21. März 2013 hatte ich Roger Waters’ Stimme als »sanfte, ja rücksichtsvoll-einfühlsame« charakterisiert. Jetzt, im Alter von fast 78 Jahren, zeichnet sie zusätzlich etwas Leonard-Cohen-haftes aus, was hervorragend mit der stillen, minimalistischen Schwarz-Weiß-Atmosphäre des Videos harmoniert. Diese strahlt etwas Bedrückendes, etwas In-diese-Zeit-Passendes aus; die Band getrennt, die Menschen distanziert, das Leben eingefroren im Kampf gegen ein Virus.
Der Traum des Schützen ist und bleibt ein Traum.