Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph (Screenshot Nico Schulte-Ebbert, denkkerker.com, November 2024)

Via Amazon Prime stieß ich auf Christoph Rüters 2018 erschienene Dokumentation Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph, die ich selbst in der Münsteraner Kurbelkiste gesehen und über die ich an dieser Stelle berichtet habe – und zwar heute vor genau sechs Jahren.

An dieser Streaming-Option sind mir nun zwei Dinge aufgefallen. Zunächst einmal wird die Dokumentation bei good!movies angeboten, einem Kanal, den man für 3,99 Euro pro Monat zur Amazon Prime-Mitgliedschaft hinzubuchen kann.

Die andere Auffälligkeit ist weniger digital-administrativ als vielmehr semantisch. Die Kategorie »Dokumentation«, der Rüters philosophiegeschichtliches Road movie zugeteilt wurde, wird durch ein etwas antiquiert klingendes Adjektiv näher zu bezeichnen versucht, das die potentielle Wirkung auf den ›absoluten Zuschauer‹ zum Ausdruck bringen soll: »Erbaulich«.

»[D]em wortgebrauch liegt«, so heißt es unter dem Lemma »ERBAULICH« in der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs, »neutestamentl.-kirchensprachl metaphorik zugrunde«. Was erbaulich ist, wirkt »geistig aufbauend, lehrhaft, nützlich«. Und mehr noch: »fördernd, bessernd […], beispielhaft, lehrreich […], innerlich erhebend, andächtig stimmend […], erfreulich, angenehm, erheiternd«.

Auch wenn Blumenberg diese geistig-religiöse Metaphorik in Verbindung mit einer filmischen Biographie über ihn selbst gefallen haben dürfte, so hätte er vermutlich das Erbauliche daran verschmitzt in dessen ironischer Verwendung bevorzugt. Das Deutsche Wörterbuch führt als ein Beispiel an: »da lest den erbaulichen brief. der kayser hat exekution gegen mich verordnet Goethe Götz 1,134«.

Der unter die Lupe genommene und ins Scheinwerferlicht gezogene Altenberger hielte es bei dieser erbaulichen Dokumentation wohl mit dem polnischen Lyriker und Aphoristiker Stanisław Jerzy Lec (1909-1966): »Sie steinigten ihn mit einem Denkmal.«