Publish and publish and publish ad infinitum

Zum Jahresbeginn hörte ich zwei Episoden des sehr zu empfehlenden Podcasts Freakonomics Radio über die Betrugskultur innerhalb der akademischen (Parallel-)Welt. Diese Doppelfolge wurde ursprünglich Anfang 2024 veröffentlicht und ist jetzt aktualisiert worden.

Teil 1 (Episode 572): »Warum gibt es so viele Betrügereien im akademischen Bereich? (Update)«

Teil 2 (Episode 573): »Kann akademischer Betrug gestoppt werden? (Update)«

Neben der erstaunlichen Anzahl von 10.000 Forschungsarbeiten, die allein im Jahr 2023 zurückgezogen worden sind, sei nur auf das gigantische Finanzimperium hingewiesen, das aus der wissenschaftlichen Publikationstradition metastasiert ist:

Die wichtigsten Länder für diese äußerst produktiven Autoren waren China, die USA, Saudi-Arabien, Italien und Deutschland. Wenn so viele Forschungsarbeiten veröffentlicht werden, muß man auch davon ausgehen, daß der größte Teil davon nur von einer Handvoll Menschen gelesen wird. Wie der Wirtschaftsblogger Noah Smith kürzlich feststellte, ist zu viel akademische Forschung einfach nutzlos, zumindest für andere als den Autor. Aber man sollte nicht erwarten, daß sich daran etwas ändert. Das weltweite wissenschaftliche Verlagswesen ist ein 28-Milliarden-Dollar-Markt.

Podcast-Host Stephen J. Dubner erinnert zudem an die individuellen Statusängste, die wesentlicher Motor dieser Betrugsexzesse sind:

Ich denke, wir sollten hier ein paar Dinge über die Wissenschaft sagen. Die besten Akademiker werden von einem echten wissenschaftlichen Impuls angetrieben. Sie mögen viel wissen, aber sie haben keine Angst zuzugeben, wieviel wir noch nicht wissen. Sie werden also von einem Forschungsdrang angetrieben und nicht unbedingt von dem Drang, ein Ergebnis zu erzielen, das ihren eigenen Status erhöht. Aber die Wissenschaft ist auch ein außerordentlich statusbewußter Ort. Damit will ich nicht sagen, daß daran etwas falsch ist. Wenn der Status die Belohnung ist, die eine bestimmte Art von klugen, disziplinierten Menschen dazu ermutigt, Forschung um der Forschung willen zu betreiben, anstatt ihre Talente in der Industrie einzusetzen, wo sie vielleicht viel mehr verdienen, dann ist das phantastisch. Aber wenn das Streben nach Status um des Status willen einen akademischen Forscher dazu bringt, zu betrügen, nun ja, dann ist das schlecht.

Die bibliometrische Diktatur frißt ihre eigenen Kinder. Man muß schreiben; Untergehen ist keine Option mehr. Bereits 1972 konstatierte Hannah Arendt:

Das ›Publish or perish‹-Geschäft ist eine Katastrophe. Die Leute schreiben Dinge, die niemals hätten geschrieben werden dürfen und die niemals gedruckt werden sollten. Niemand ist daran interessiert. Aber damit sie ihren Job behalten und eine angemessene Beförderung erhalten, müssen sie es tun. Das erniedrigt das gesamte intellektuelle Leben.