Dialektik der Aufklärung

Im letzten Jahr, am 11. Mai 2012, erfuhr ich auf einer Geburtstagsfeier in Münster Erstaunliches: Einer der Gäste kam auf mich zu, als im Hintergrund Otis Reddings im Januar 1968 postum veröffentlichter Klassiker »(Sittin’ On) The Dock of the Bay« lief. Der mir Unbekannte fragte mich, ob mir je aufgefallen sei, daß es in dem Song eine Stelle gebe, an der man hören könne, wie Otis Redding ein Bullauge putzt (im unten angefügten Video bei 0:54 und bei 1:50). Ich schaute ihn irritiert an, lächelte und rechnete diese Frage der offensichtlich schon alkoholgetrübten Wahrnehmung des Partybesuchers an. Doch er ließ nicht locker, spielte mir die Stelle wieder und wieder vor, äußerte wieder und wieder: »Da! Genau da poliert Otis das Bullauge!«, bis ich es tatsächlich hörte! Am nächsten Tag nahm ich mir den Song in ruhiger Atmosphäre erneut vor: Das Poliergeräusch entpuppte sich schnell als Möwenschreie. Ich war ein wenig enttäuscht. Doch so wie ich von Anfang an im Beatles-Song »Tomorrow Never Knows« aus dem verzerrten Lachen Paul McCartneys und den zerschnipselten Gitarren-Loops Möwen über Liverpool schweben sehe, sehe ich bei »(Sittin’ On) The Dock of the Bay« seit diesem Abend Otis Redding mit einem Putzlappen am Bullauge stehen.

[www.youtube.com/watch](https://www.youtube.com/watch?v=QOsNCYFOeBs)
(Sittin’ On) The Dock of the Bay

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»Tom, get your plane right on time«

Paul Simon schrieb »The Only Living Boy in New York« in den Jahren 1968/69. Mit »Tom« spricht er Art Garfunkel an, der zu dieser Zeit nach Mexiko flog, um für den Mike-Nichols-Film Catch-22 vor der Kamera zu stehen; Simon fühlte sich in New York zurückgelassen. Bevor das Duo als Simon & Garfunkel weltberühmt wurde, nannte es sich – noch zu Highschool-Zeiten um 1957 herum – Tom & Jerry. Das Video zeigt Paul Simon kurz vor seinem 70. Geburtstag beim iTunes Festival 2011 im Roundhouse in Camden Town, London.

[www.youtube.com/watch](https://www.youtube.com/watch?v=AVk3SQ8kUUA)
»Hey, I’ve got nothing to do today but smile!«

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»What will I think of me the day that I die?«

Passend zur Wahl der Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin, die Spiegel Online als »dritte große Zäsur in der Geschichte der Grünen« bezeichnet, erinnere ich an einen Song, den man als stille Mahnung an die Grundwerte der Grünen hören kann. 

Als ich »Saltwater« erstmals vor etwa 20 Jahren auf MTV gehört und gesehen habe, wußte ich nichts, nichts von Julian Lennon, nichts von seinem Vater oder den Beatles, nichts von dem, was in dem Song thematisiert wird (was auch an meinen zur damaligen Zeit noch als rudimentär zu bezeichnenden Englischkenntnissen lag). Aber mir gefiel die Melodie und das Video faszinierte mich mit seinen visual effects (noch kannte ich den Yosemite Park nicht).

Was mich heute, 2012, verblüfft (oder schockiert), ist die Tatsache, daß sich nichts oder nur wenig an der Situation geändert hat. Noch immer leben wir auf einem kleinen, einem unbedeutenden Felsen, der um eine goldene Sonne kreist (woran sich selbstredend auch in den nächsten 20 Jahren nicht viel ändern dürfte), noch immer erforschen wir unbekannte Winkel unseres Planeten (menschliche Neugier), citius, altius, fortius (der olympische Gedanke, der Sportsphäre enthoben), und noch immer schenken wir den warnenden Stimmen in diesem grenzen- und rücksichtslosen »Streben nach Glück« (was heutzutage – ein pervertierter Epikureismus! – mit dem Streben nach Ruhm, Macht und Geld gleichzusetzen ist) kein Gehör.

[www.youtube.com/watch](https://www.youtube.com/watch?v=ql1EnjVYrZM)

»Saltwater«, das im August 1991 auf dem Album Help Yourself erschienen ist, ist Julian Lennons »Imagine«.

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Instrumental at its best!

Ich habe Tony R. Clef schon vor einigen Jahren auf YouTube entdeckt und war auf Anhieb von seinen Arrangements begeistert. Trotz einer weltweiten Fan-Gemeinde ereilte den heute 53jährigen die Krönung wohl im letzten Jahr, als er den von Paul McCartney ausgerufenen Cover-Wettbewerb des Songs »Maybe I'm Amazed« gewann. Es lohnt sich sehr, sich durch Clefs Videos zu klicken. Als ein Beispiel seines Könnens folgend seine Version von David Bowies »Life on Mars?« aus dem Jahre 2007:

[www.youtube.com/watch](https://www.youtube.com/watch?v=0rpfuSdo1aY)
Life on Mars? by Tony R. Clef (2007)

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Waterloo Sunset

»Everyday I look at the world from my window.« Nach der gestrigen Lesung Norbert Robers’ aus dessen Biographie Joachim Gauck – Vom Pastor zum Präsidenten gilt es nun, das Erlebte und Gehörte in einen sachlich-atmosphärischen Artikel zu kleiden. Dabei helfen – wie ich aus dem Wohnzimmer höre – die Kinks. Hier eine fantastische Live-Version von Ray Davies’ »Waterloo Sunset« aus dem Jahre 2010:

[www.youtube.com/watch](https://www.youtube.com/watch?v=alWTn1-l57k)
Ray Davies: »Waterloo Sunset« (2010), ursprünglich veröffentlicht von The Kinks auf dem Album Something Else by The Kinks (1967)

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